Hallo zusammen,
juhuu, es ist vollbracht, nach 8 Monaten Vorbereitung mit allen Höhen und Tiefen habe ich meine erste Langdistanz, den Ostseeman 2009 in Glücksburg gefinisht.
swim 3,8 km: 1:07:16
bike 180 km: 5:19:58 (inkl. beider Wechsel)
run 42,195 km: 4:28:54
Endzeit: 10:56:10
An dieser Stelle muss ich erstmal meinen Dank an Maike, Max und Lukas loswerden, denn ohne Ihre Unterstützung in der langen Vorbereitungszeit, in der ich mich recht selten hab zu Hause sehen lassen - und wenn ich dann mal da war auch noch meckerig oder müde war –, wäre das nicht möglich gewesen. Aber auch ohne Stephans geduldige Unterstützung beim Trainingsplan und der mentalen Aufbauarbeit wäre es um einiges schwerer gewesen.
Nun aber zum sportlichen Teil:
Je näher der Start zum Ostseeman kam, umso größer wurde die Aufregung. Welches Ziel sollte ich mir setzen, mit welcher Taktik sollte ich starten usw.? Aber einfach nur Ankommen kann nicht das Ziel sein. So musste ich dann Ratschläge wie: „Setz Dir keine Ziele, einfach nur ankommen“ oder „Blas Dich bloß nicht auf dem Rad schon aus“ ignorieren. Hier wollte ich einfach nicht auf Jens hören. So erschien mir schon als frech und mutig, mein Ziel mit "Mitte vom Mittelfeld" anzupeilen. 11:10 h erschienen mir machbar. 1:15 h fürs Schwimmen, 5:40 h radeln inklusive wechseln, Marathon im 6er-Schnitt mit 4:15 h nach Hause bringen. So der Plan.
Gegen die Nervosität und für einen gesunden Schlaf in der letzten Nacht hatte Stephan ein „echtes“ Weizenbier angeordnet. So ausgeruht und relativ ruhig ging’s dann am nächsten Morgen an den Start. Rad abdecken, Powerbar an den Lenker kleben, Neo an, ein Küsschen für Maike und die Kinder und ab ging’s zum Strand. Anders als im letzten Jahr achtete der Veranstalter diesmal darauf, dass alle Athleten beim Start noch auf dem Strand stehen (gut!). Marine und eine Footballmannschaft sorgten dafür, dass sich jeder daran hielt. Mittig und in vorderer Reihe erschien mir der beste Platz. Gesagt, getan!
Das große Problem in Glücksburg liegt 50 Meter nach dem Start: Eine 90-Grad Rechtskurve, noch dazu zwischen zwei Dalben mit vielleicht 4 Metern Abstand durch. Unvorstellbar, wie da die ca. 650 Athleten gleichzeitig durchpassen sollen. Irgendwie erscheint mir der Startplatz nun plötzlich doch recht mutig gewählt. Es ist aber zu spät. Tatsächlich fühlt es sich an wie Sardinen in der Büchse. Kein freies Wasser, um eine Hand einzutauchen. Also vorsichtig die Hand auf den Vordermann legen und möglichst sanft einen Weg ins Wasser suchen. Zum Glück sind hier alle gefühlvoll und umsichtig miteinander umgegangen.
Quallen sind heute selten und überhaupt zeigt sich die Ostsee heute von Ihrer schönsten Seite. Durch die vorherrschende Windstille ist die See total glatt und die Bojen sind weithin sichtbar. Immer wieder habe ich bei vergangenen Wettkämpfen im Freiwasser versucht, „gute Füße“ zu finden. Heute gelingt es mir für kürzere Teilstrecken recht gut. Ich bin aber erstaunt, wie schlecht sich der eine oder andere im Freiwasser orientieren kann. So bin ich doch überwiegend allein unterwegs, auf dem kürzesten Weg von Wendeboje zu Wendeboje. Wie anstrengend darf das Schwimmen sein? Ich beschließe, die Arme nicht zu schonen. Was da an Glykogen drin ist, soll auch aufgebraucht werden. Beim Weg über den Strand sorgt der Blick auf die Uhr für erste Euphorie, 1:07:00 h steht da.
Neo aus, rein in den Kleiderbeutel und ab geht’s zum Rad. Immer noch ungläubig über die gute Schwimmzeit gibt’s auf dem Rad erstmal einen Powerbar und die erste Salztablette. Entspannt lege ich mich auf den Auflieger und lasse das Rad rollen. Mit dem kleinen „großen“ Kettenblatt (50 Zähne) komme ich ganz gut klar allerdings gibt’s auch die eine oder andere Passage wo ich mir ein größere Übersetzung gewünscht hätte. Im letzten steilen Anstieg der Runde treibt das Publikum, das hier dicht an dicht Spalier steht, die Mitstreiter mit kräftig Lärm zu Heldentaten an. Hier macht es richtig Spaß bei der abschließenden Abfahrt einige wieder aufzusammeln. Nach der ersten 30- km-Runde stehen 35 km/h auf dem Tacho. Jetzt kommen mir die warnenden Worte von Jens wieder in den Sinn. Große Verunsicherung. Also etwas rausgenommen und geärgert, dass ich die guten Ratschläge von wegen Zurückhaltung im ersten Drittel nicht umsetzen kann. Einige km später ist jedoch alles wieder vergessen.
Es ist alles eine Frage der Energie, habe ich mir im Vorfeld eingeprägt. Pro Runde ein Powerbar, eine Trinkflasche leeren und zwischendurch eine Banane, das muss passen. Bloß keinen unverdaulichen Klumpen im Magen bilden lassen, lieber etwas mehr Wasser draufschütten. Immer mit einer Prise Salz versetzt. Nebenbei führte dies auch zu zwei Pausen am Straßenrand, denn einfach so am Bein runter, dass wollte ich mir dann doch nicht antun. Mit einem Schnitt von knapp unter 35 km/h geht’s dann in die Wechselzone.
Beim Laufen dann das gleiche Problem wie beim Radstart: die ersten zwei Kilometer rollen wie von selbst im 5er-Schnitt. Wie kann man so oft gewarnt werden (Danke Jens!) und in Foren lesen, und trotzdem so überzocken? Ich will doch nur locker laufen! Bis km 2 ist es auch überhaupt kein Problem. Nun treffe ich aber bei km 2 meinen Betreuerstab mit Salztablette und Gel. Plötzlich und völlig überraschend wird mir bewusst: Hey Du musst noch 40 km laufen, und schon ist es vorbei mit der mentalen Stärke. Bei km 3 beginnt dann der Streckenteil mit den Anstiegen. Die bremsen nochmals etwas und erinnern mich daran, dass die Beine, die ich für diesen Marathon zur Verfügung habe, nur gebrauchte Exemplare sind.
Im Verlauf der weiteren Runden geht es nur noch darum, durchzuhalten und nicht wesentlich langsamer zu werden. Das Publikum ist wichtiger denn je. Das immer wieder voll engagiert am Wegesrand, zusammen mit anderen Freunden und Bekannten für neue Energie sorgte. Jeder einzelne zählt, jedes bekannte Gesicht führt zu geraderer Laufhaltung, die erwarten einen wieder nach ca. 50 Minuten, da will man keinen enttäuschen. Also möglichst gut aussehen und immer weiter. Zwischenzeitlich hatte ich mein Ziel, welches ich auf 11:00 h hochgeschraubt hatte, schon völlig aus den Augen verloren. So lief bei km 40 ein Mitleidender an mich ran und meinte ganz nebenbei: „Es ist jetzt 10:45 meinst Du wir schaffen es noch unter 11:00 h?“. „Niemals“ sagte ich noch „ich bin völlig platt und schnell Laufen ist nicht mehr drin!“. Mit dem letzten Wort legte sich bei mir im Kopf ein Schalter um und mit einem Endspurt über die letzten beiden km erreichte ich mit einem Jubelschrei bei 10:56 h das Ziel.
Wie durch ein Wunder war die Erschöpfung von jetzt auf gleich wie weggeblasen. Mit Tränen in den Augen und nicht in der Lage, zu sprechen bin ich meinem Betreuerstab in die Arme gefallen, um gleich darauf dem Hauptsponsor Flensburger Pilsener einen Besuch abzustatten.
Nach der unendlich langen Vorbereitung und diesem tollen Wettkampf waren die Glücksgefühle nach dem Zieleinlauf einfach überwältigend.
Viele Grüße
- Sönke
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