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WM - Gold, Silber und Bronze für Bargteheider Triathleten

Am 16.07.23 komplettierte Bettina Lange vom TSV Bargteheide mit dem Gewinn der Goldmedaille und des Weltmeistertitels in der Mixed Team Relay AK50-59 den Medaillensatz des Triathlon-Ehepaars gemeinsam mit ihrem Mann Jens Krohn. Aber von vorne…


Vom 13.- 16. Juli 2023 wurden in Hamburg im Rahmen des Hamburg Wasser Triathlons die Weltmeisterschaften der Agegrouper über die Sprintdistanz und im Mixed Team Relay ausgetragen. Am Start die beiden Bargteheider Triathleten Jens Krohn und Bettina Lange.

Für Jens war ein Start lange ungewiss, so plagte er sich seit April mit Beschwerden im Knie und konnte bis Ende Juni kein Lauftraining absolvieren. Erst zwei Wochen vor dem Wettkampf entschied er sich in Hamburg zu starten, da die Schmerzen im Rahmen blieben, das Startgeld bezahlt war und „ich die immer tolle Stimmung bei so einem Wettkampf zumindest mitnehmen wollte“, begründet er seine Entscheidung. In einem Starterfeld von 73 Männern in der Altersklasse M65 ging es dann nach einem Wasserstart in der 21,9 ° Grad warmen Alster über die Sprintdistanz (750m - 20km - 5km). Bereits nach einer starken Schwimmleistung kam Jens als dritter aus dem Wasser. Nach einem schnellen Wechsel in der ca. 800 m langen Wechselzone auf dem Ballindamm ging es für Jens dann als zweiter seiner Altersklasse nach einem Neuseeländer auf die Radstrecke, die zuerst durch den Wallringtunnel und dann über die Reeperbahn zurück entlang der Landungsbrücken zum Ballindamm führte. Hier galt es zwei Runden zu fahren, Windschattenfahren innerhalb des eigenen Geschlechts war für alle Teilnehmenden erlaubt. In der ersten Runde schloss ich auf eine Gruppe 50-jähriger auf, mit denen ich dann in der Gruppe und im Windschatten fahren konnte, um etwas Kraft zu sparen. Da sie 10 Minuten vor mir gestartet sind, wusste ich, dass meine Schwimm- und Radleistung ganz ordentlich sein muss“, berichtet Jens. Diesen waren bereits in ihrer zweiten Runde, so dass Jens ab da seine zweite Runde alleine fahren musste, da er den führenden nach dem Schwimmen schnell eingeholt hatte.


Als erster seiner Altersklasse kam Jens nach den 20km zurück in die Wechselzone mit ca. einer Minute Vorsprung auf den nächsten. „Es ist schon ein tolles Gefühl in eine Wechselzone zu kommen, wo noch kein einziges Rad meiner Konkurrenten stand“, so Jens. Für die abschließende 5km lange Laufstrecke entlang der Binnenalster wusste er allerdings, dass er nun seinen Trainingsrückstand spüren würde. So holte ihn der spätere Sieger Ralf Laermann ca. 1 km vor dem Ziel ein. „Ich wusste um seine Laufstärke, musste ihn ziehen lassen und konnte leider nicht dranbleiben“, berichtet er. „Ich wurde bereits 150 m vor dem Ziel als zweitplatzierter angekündigt und freute mich über diesen großartigen Erfolg. So war ich völlig überrascht, als mich ca. 15m vor dem Ziel der später zweitplatzierte Gerhard Schlüter im Zielsprint rechts überholte. Das war schon ärgerlich, da ich nur nach links gesehen hatte… so fehlten mir am Ende zwei Sekunden zur Silbermedaille! Aber ich habe nicht Silber verloren, sondern Bronze gewonnen“, berichtet Jens. Ralf Laermann wird in 1:13:13 Weltmeister, Gerhard Schlüter gewinnt mit 1:13:29 die Silbermedaille und Jens erreicht nach 1:13:31 Bronze. „Es war eine tolle Stimmung und für mich ein Ergebnis, von dem ich nur geträumt habe! Es war für mich der erste Wettkampf in diesem Jahr!“


Bettina, die 1,5 Stunden später startete, bekam von dem spannenden Rennverlauf ihres Mannes nichts mit, da sie sich auf ihren eigenen Wettkampf vorbereitetet. „Ich sah ihn nur ganz vorne aus dem Wasser kommen… das war schon mal gut. Mehr habe ich dann nicht mitbekommen“, so Bettina. Ihr eigener Wettkampf verlief dann erstmal nach Plan. „Ich wusste um meine Schwimmstärke, startete somit gleich aus der ersten Reihe in den Viereckskurs in der Binnenalster und konnte mich schnell von den anderen 73 Starterinnen meiner Altersklasse W50 absetzen. Mit ca. 20 Sekunden Vorsprung auf die Britin Michelle Dillon kam ich dann frenetisch angefeuert von tausenden Zuschauern und vielen Vereinskameraden und Freunden in die Wechselzone. „Auf der Radstrecke war mir klar, dass ich wohl mehr alleine als in einer Gruppe fahren würde. Die vor mir gestarteten Athletinnen der jüngeren Altersklassen hatten nicht meine Radstärke, so dass ich in der ersten Runde keine Gruppe zum Windschattenfahren hatte. Ich ahnte aber, dass meine Konkurrenz sich hinter mir wohl formieren würde, so dass ich Vollgas geben musste. Erst ca. 5km vor dem Ende der Radstrecke fand ich eine Gruppe, in der ich dann mitfahren und mich ein bisschen erholen konnte. Allerdings schloss dann auch die spätere Siegerin Michelle Dillon auf. Ich musste sie nun im Auge behalten und durfte sie nicht wegfahren lassen“, erzählt Bettina. Die zwei kamen dann gemeinsam in die Wechselzone, die Bettina durch einen schnellen Wechsel dann jedoch als erste verlassen konnte. Nach ca. 200m überholte die Britin sie jedoch. „Es war ein Tempo, das ich nicht mitgehen konnte. Aber ich versuchte zumindest dranzubleiben, weil ich wusste, dass die laufstarke Konkurrenz hinter mir war. Unter anderem die ehemalige Profi-Triathletin Michelle Jones, die bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney Silber gewann. „Am Wendepunkt der Strecke sah ich, dass ich auf die Plätze 3 und 4 ca. 1 Minute Vorsprung hatte. Ungefähr einen Kilometer vor dem Ziel standen mit Lena Schott und Stina Mick zwei Vereinskameradinnen, die mich lautstark anfeuerten und mich zum Letzten motivierten. Mir war spätestens an diesem Punkt klar: heute muss es „All Out“ sein, um einen Patz auf dem Treppchen zu gewinnen. Mit einem starken letzen Kilometer und angefeuert auch von vielen befreundeten Großhansdorfer Triathleten wurde ich ca. 150 m vor dem Ziel als zweite angekündigt. Da ich jedoch bei der WM 2006 in Lausanne auf der Ziellinie im Finish von einer Athletin übersprintet wurde, den dritten Platz verlor und vierte wurde, wusste ich, dass ich das Tempo bis zur Ziellinie halten musste. Das war auch gut so- denn nur 14 Sekunden nach mir kam die Laufstarke drittplatzierte Kathrin Bogen ins Ziel“. Völlig am Ende aber überglücklich über diesen Erfolg lies Bettina sich von ihren Freunden feiern. „Als ich dann im Zielbereich von Jens erfuhr, dass er auch auf dem Treppchen steht, war die Freude natürlich perfekt“, so Bettina.


Mit der Gewinnerin Michelle Dillon (1:10:19) siegte eine ehemalige Profi-Triathletin, die viele Weltcupsiege feierte und 6. der Olympischen Spiele 2004 in Athen war, vor Bettina in 1:10:49 und der deutschen Kathrin Bogen mit 1:11:03. „Ich bin über dieses Ergebnis überglücklich, da auch ich lange verletzt war und keine intensiven Laufeinheiten trainieren konnte. Seit nunmehr fünf Jahren bin ich in dieser Saison erstmals schmerzfrei, was ich meinem Arzt Dr. Henning Johansson aus Ahrensburg zu verdanken habe“ so Bettina.


Die beiden ehemaligen Bargteheider Regionalliga-Gaststarter Udo van Stevendaal und Matthias Heineke starteten auch bei der WM. Udo sicherte sich in 1:03:30 mit einer Minute Vorsprung den Weltmeistertitel in der M55 (von 88 Startern) und Matthias belegte als bester Deutscher in 1:05:29 den 7. Platz (von 114 Startern) in der M50. Nina Breidenbicher, eine aktuelle Gaststarterin in unserem Team der 2. Bundesliga Nord belegte in der AK20 den 14. Platz von 56 Starterinnen.

 

Am 16.07.23 stand für Bettina dann noch ein Start in der Mixed Team Relay in der Altersklasse 50+ (50 - 59 Jahre) an. Unter dem Namen „Team Germany VIII“ versammelten sich neben Bettina noch der Großhansdorfer Triathlet und Weltmeister der M55 Udo van Stevendaal, der Hamburger Matthias Heineke (WM Platz 7 in der M50) sowie die Darmstädterin Nicole Best, Weltmeisterin in der W55. „Udo, Matthias und ich waren uns schon sehr früh einig, dass wir zusammen in einem Team starten wollen. Wir sind seit vielen Jahren gut befreundet und somit lag es auf der Hand, zusammen an den Start zu gehen. Mit Nicole haben wir uns dann die stärkste Frauen in dieser Altersklasse mit ins Boot geholt. Wir alle kennen uns gut und sie hat ohne zu überlegen gleich zugesagt.“

Bei der Team Relay muss jeder der vier Starter einen Super-Sprint-Triathlon über 300m schwimmen, 5km radfahren und 1,5km laufen absolvieren. Für alle vier ein ungewohntes und neues Format bei einer WM.


Matthias ging als erster Starter in den Wettkampf. Mit einem starken Rennen kam er knapp hinter Mexico, Kanada und USA als vierter in die Wechselzone.

Bettina, die zweite Starterin im Team, konnte durch ihre Schwimmstärke schon alle Teams ein- und überholen, ging als erste auf die Rad- und anschließende Laufstrecke. „Die Stimmung war überwältigend. Ich war die erste Athletin meiner Gruppe jeweils auf den Teilstrecken unterwegs. Die sportbegeisterten Hamburger Zuschauer sowie die Bargteheider und Großhansdorfer Freunde und Fans haben mich dementsprechend über die Strecke getragen. Man gibt fürs Team ja immer nochmal mehr, als im Einzel. Aber durch die Anfeuerungen konnte ich die allerletzten Reserven aus mir herausholen“.

Bettina konnte den Vorsprung ihres Teams auf eine Minute ausbauen und auf Udo wechseln, der als erster und einziger im Wechselbereich stehen durfte. „Wir haben uns vorher überlegt und abgemacht, wie wir unsere Partner beim Wechsel schnell erkennen können - dies war dann jedoch einfach: außer Udo bzw. nachher Nicole stand dort niemand“, lacht Bettina. Den Vorsprung haben Udo und Nicole bis ins Ziel gehalten. „Obwohl Udo noch unseren Wechselplatz „aufräumen“ musste, hat er nichts von dem Vorsprung eingebüßt. Ich hatte mein Rad in der Eile an seinem Platz abgestellt, so dass er zunächst sein Rad „Zwischenparken“ und meins dann umstellen musste. Deutsche Ordnung eben- die durchaus wichtig und entscheidend war, damit Nicole dann ihren Platz fürs Rad schnell finden konnte“, lacht Bettina.

Zu dritt standen Matthias, Udo und Bettina dann im Zielbereich und verfolgten den Rennverlauf im Liveticker an Matthias Handy. „Es war eine knisternde und aufgeregte, aber positive Spannung im Zielbereich. Bei uns waren ein weiteres deutsches Team einer anderen Altersklasse sowie weitere Teams aus anderen Nationen. Alle scharten sich um Matthias und die Infos von seinem Handy. Unser Sieg zeichnete sich ab, als Nicole mit einer knappen Minute Vorsprung auf die Laufstrecke ging. Diesen Vorsprung hielt sie und der Jubel der vier Deutschen war unbeschreiblich. „Alleine zu gewinnen oder vorne dabei zu sein, ist schon großartig. Aber dies im Team zu erleben, ist ein unbeschreibliches und unvergessliches Erlebnis“, so waren sich die vier einig. „Das Format ist schnell, abwechslungsreich und überaus spannend. Auch wenn wir im Vorfeld als die Favoriten gehandelt wurden, hat eine Staffel immer eigene Gesetze. Und es kann bei jedem einzelnen eine Menge passieren…“. Am Ende siegte das Team Germany VIII in 1:26:33, vor Team Great Britain I in 1:27:28 und Team Germany VII in 1:29:30.


Die Siegerehrung und die Abschlussfeier waren dann das letzte Highlight der WM. Stimmungsvoll, fröhlich und wertschätzend wurde miteinander gefeiert - auch die AK 80+ hatte ihre große Bühne: frenetisch wurde das US-Team von allen Anwesenden bejubelt. „Hamburg hat ganz großen Sport in die Stadt gebracht. 1.800 Athleten bei der WM und insgesamt 10.000 Triathleten bei den offenen Wettkämpfen. In meiner Geburtsstadt eine solche Weltmeisterschaft zu erleben und derartige Ergebnisse zu feiern, bedeutet mir sehr viel“, resümiert Bettina abschließend.

- Bettina Lange

 

Bild 6&10: Sven-Christian Seele



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