Am 23.06.24 fand in Weimar das 3. Rennen der 2. Bundesliga Nord auf dem Programm. Im durchgehend spannenden Team-Relay-Format erreichte das Damenteam den 6. Platz, unser Herrenteam zeigt sich nach fulminanter Aufholjagd zufrieden mit Platz 13.
An einem herrlichen Sommertag machen sich die Teams und die Supporter am Sonntagmorgen zu Fuß auf den Weg vom Hotel durch die Gassen von Weimar bis zum Schwanseebad, wo der dritte Wettkampf der 2. Bundesliga Nord stattfinden soll.Das Format des Team-Relays kennen wir aus der Regional- und Landesliga bereits, in der 2. Bundesliga ist es für uns jedoch eine Premiere. Bei diesem Format absolvieren alle Aktiven einen Supersprint, mit den Distanzen 200m Schwimmen, 6km Radfahren und 1,5km Laufen. Jeweils nachdem man seinen Part beendet hat, übergibt man per Körperkontakt an die nächste Person. Die jeweils vierte Athletin/Athlet jedes Teams läuft dann ins Ziel.
Die erste taktische Aufgabe findet schon vor dem Wettkampfwochenende statt, denn die Reihenfolge, in der gestartet wird, können die Teams selbst festlegen - natürlich ohne die Aufstellung der anderen zu kennen. Bei den Streckenlängen und vor allem dem technisch sehr anspruchsvollen Radkurs, war schon im Vorfeld klar, dass sich das Feld schnell entzerren wird und es ab da nur noch ein Rennen gegen die Zeit und ohne Wasser- oder Windschatten wird. Unsere Athletinnen und Athleten berichten nun selbst, wie es ihnen jeweils im Wettkampf ergangen ist.
Hjørdis: Mit jeder Minute, die wir am Beckenrand auf den Startschuss warten mussten, stieg die Aufregung deutlich an. Im Wasser habe ich mit mehr Gedränge gerechnet und war froh, dass ich nach der ersten Boje schon vorne mitschwimmen konnte. Ich war mit drei anderen Athletinnen in Führung und wusste, dass ich auf jeden Fall in der ersten Radgruppe bin, weshalb ich mich entschieden habe, im Wasserschatten zu bleiben und Körner zu sparen.
In der Radgruppe hatten wir zwei sehr starke Radfahrerinnen, die auf der kurvenreiche Radstrecke ständig Attacken fuhren. Ich konnte allen Attacken standhalten und somit zusammen mit der Gruppe vom Rad absteigen. Nach einem schlechten zweiten Wechsel, bei dem ich leider etwas Zeit verloren habe, konnte ich jedoch noch zwei Gegnerinnen auf der Laufstrecke wieder einholen. Beim Laufen habe ich versucht alles rauszuholen, auch wenn das Laktat in meinen Beinen immer mehr und meine Beine immer schwerer wurden. An einer guten 5. Position konnte ich dann an Emma übergeben. Mit der 12. Einzelzeit des Tages bin ich, angesichts des starken Starterinnenfeldes, insgesamt zufrieden mit meiner Leistung.
Emma: Etwas angespannt stand ich in der Startzone und wusste, dass Hjørdis jeden Moment am Zaun entlang gelaufen kommt. Dank Lena wusste ich, dass Hjørdis auf einem starken Platz übergeben würde und wollte das Rennen so gut wie möglich weiterführen.
Nach dem Abschlag lief ich zum Becken und musste mich im Bruchteil einer Sekunde entscheiden, ob ich den Kopfsprung wage, mit dem Wissen, dass ich es ziemlich vermasseln werde. Schon im Flug merkte ich, dass ich mit einem schönen Bauchklatscher in mein Rennen starten werde. Das tat dem Schwimmen aber keinen Abbruch und ich konnte auf den 200m näher an die vor mir liegende Athletin aufschwimmen. Auch der Wechsel und der Aufstieg aufs Rad klappte problemlos und ich konnte in der ersten Runde den verkürzten Abstand halten. Schnell merkte ich jedoch, dass meine Beine nicht so frisch waren, wie ich es mir an dem Tag gewünscht hatte und verlor wieder wichtige Sekunden auf sie. Der anschließende Wechsel klappte wieder einwandfrei. Beim Loslaufen merkte ich noch, dass irgendein Rad umfiel. Da es nicht meins war, dachte mir aber nichts dabei. Es war das Rad von Hjørdis und obwohl sie schon längst ihren Wettkampf beendet hatte, kassierte sie, bzw. unser Team dadurch eine sehr fragwürdige 10 Sekunden Zeitstrafe.
Auch beim Laufen fehlte mir etwas die Kraft und ich verlor leider einen weiteren Platz. Ich kämpfte mich aber gut durch und übergab schließlich an Platz sieben auf Stina. Von Disziplin zu Disziplin wurde ich immer unzufriedener mit meiner Leistung, aber durch die von Krankheit geplagten letzten Monate konnte ich nicht viel mehr erwarten.
Stina: Durch den Freibadzaun konnte ich Emmas Lauf gut verfolgen und machte mich bereit für meinen Einsatz. Die Anspannung stieg, denn die Plätze 5 und 7 trennten nur wenige Sekunden und ich wollte den Anschluss auf jeden Fall halten.
Emma schlug mich ab, ich lief Richtung Becken und sorgte dann für die am Becken stehenden Helfen für einen Überraschungsmoment: kein Kopfsprung, sondern eine Kerze ins kühle Nass. Für mich war dies die schnellste und sicherste Variante, ins Wasser zu kommen. Das Schwimmen lief sehr gut und ich hatte schnell Anschluss an das Hamburger Team bekommen und auch Bonn auf Platz 5 war nur kurz vor mir aus dem Wasser gekommen. Die zwei Radrunden waren schnell vorbei und ich stieg mit 2-3 Sekunden Vorsprung vor Bonn und Hamburg ab. Leider lief mein zweiter Wechsel nicht optimal, so verlor ich wichtige Sekunden auf Hamburg und Bonn, die kurz vor mir die Wechselzone verließen.
Beim Laufen bin ich zwar schnell in einen guten Rhythmus gekommen, aber war nicht so leichtfüßig unterwegs, wie ich es mir gewünscht hätte. Nach circa 500m Laufen kam das Penalty Zelt und ich sah, dass Hjørdis Startnummer dort stand. Bei Puls 180 und viel Laktat in den Beinen, war dies ein kurzer Moment der Überforderung, weil ich davon bisher noch gar nichts mitbekommen hatte. Unsere Teamleiterin Lena, die bereits Bescheid wusste, rief mir zu, ich solle einfach weiter laufen. Da bei dem Teamformat jede aus dem Team die Zeitstrafe absitzen kann, ist es immer eine taktische Entscheidung, wer wann die Zeitstrafe absitzt. Wir entschieden, dass Lissy die 10 Sekunden absitzt, denn noch war Platz 5 in Reichweite und den Anschluss wollten wir nicht verlieren.
Mit meiner Einzelplatzierung im Mittelfeld (P28) bin ich zufrieden, denn auf so einer kurzen Strecke ist es immer eine Sekundenentscheidung.
Lissy: Mein Rennen begann mit der Information von Lena im Vorstartbereich, dass ich eine im Rennen entstandene Penalty für das Team beim Laufen ableisten müsse. Als vierte aus dem Team startend ging ich an siebter Position auf die Strecke. Schon während des Schwimmens konnte ich mich den auf Position sechs stehenden Hamburgerinnen nähern, sodass wir zusammen auf der Radstrecke arbeiten konnten. Auch wenn mir der zweite Wechsel leider misslungen ist, weil ich nicht in meinen Laufschuh reinkam, konnte ich vor der Athletin aus Hamburg die Wechselzone verlassen und stetig meinen Vorsprung ausbauen, sodass ich trotz der zehn Sekunden Penalty den sechsten Platz für das Team ins Ziel bringen konnte.
Noah: Für mich war das Team-Relay der erste Start in der 2. Bundesliga und da wir, anders als das Frauenteam, keinen starken Schwimmer an die erste Position unserer Aufstellung gesetzt hatten, sondern mich, wusste ich, dass es von Anfang an um alles gehen würde. Durch die starke Leistung des Teams in den vorherigen Wettkämpfen, durfte ich mich beim Line-Up an die 4. Position der 16 sich aufstellenden Starter begeben. Die folgenden 10 Minuten Wartezeit bis zum Start fühlten sich, neben bekannten Triathlon-Größen und mit dem Wissen um die bevorstehende Schlacht, an wie eine Ewigkeit.
Nachdem das Startsignal ertönte, ging es - wie erwartet im Vollsprint - zur weniger als 40 Meter entfernten ersten Boje. Da ich dort durch meine gute Startposition innen schwimmen konnte, spürte ich das, was der Moderator als Waschmaschine bezeichnete, am ganzen Körper. Im Voraus hatten mich erfahrenere Athleten des Teams bereits vor den Waterboarding-ähnlichen Zuständen gewarnt, deshalb war ich überrascht, wie schnell die erste Boje hinter mir lag. Ich befand mich nun im hinteren Bereich des Feldes, das sich auf dem zweiten Teil der Strecke entzerrte.
Auf dem Weg in die Wechselzone gab ich Vollgas, denn ich wusste, wie wichtig es ist, auf dem Rad zumindest eine kleine Gruppe zu erwischen. Durch ein gerissenes Gummiband am Radschuh verpasste ich diese leider knapp, aber auf der technisch anspruchsvollen Radstrecke in der Weimarer Innenstadt konnte ich mich, angefeuert von den mitgereisten Bargteheider Ultras, Stück für Stück ranarbeiten. Ich wusste, wie schnell das Rennen vorbei sein würde, deshalb gab ich alles und schloss die Lücke zu den drei vor mir fahrenden Athleten an der Steigung auf der zweiten Runde. Die halbe Runde bis zur Wechselzone, die nun noch verblieb, konnte ich mich allerdings nicht wie erhofft im Windschatten erholen, dafür waren die Antritte zu stark.
Dementsprechend geöffnet ging es in die Wechselzone, wo ich durch einen schlechten Wechsel wertvolle Sekunden verlor. Diese Sekunden konnte ich in meiner eigentlichen Paradedisziplin gegen starke Läufer nur schwer wieder aufholen. Dank der kurzen Distanz war auch diese Qual schnell vorbei und ich übergab an Position 13 mit einem Team kurz vor und hinter mir an Lukas.
Insgesamt bin ich mit dem Rennen zufrieden. Dass die Wechsel nicht gut waren, ärgert mich, dafür hat die Radstrecke richtig viel Spaß gemacht.
Lukas: Nach einer angenehmen, kalten und erfrischenden Dusche machte ich mich bereit, endlich starten zu dürfen. Ich begann, die durch den Wechselbereich sprintenden Athleten zu zählen: eins, zwei, drei, ..., zwölf! Endlich erblickte ich Noah, der sich stark bis zum Ende durchgekämpft hatte und nun versuchte, mit aller Kraft Körperkontakt zu mir aufzubauen, um mir den symbolischen Staffelstab zu übergeben. Dann begann das Rennen endlich für mich. Ich gab Vollgas, um noch an den knapp vor mir übergebenen Athleten dranzubleiben. Mit einem weiten Hechtsprung tauchte ich zum ersten Mal an diesem Tag ins kalte Nass und begann sofort damit, mir Wasserschatten zu erarbeiten. An den Füßen des Vordermanns angekommen, musste ich erstmal verharren, weil das Überholen auf den kurzen Strecken zwischen den U-förmig platzierten Bojen nur schwer möglich war. Am Ende meiner Geduld und der letzten Boje angekommen, begann ich noch einmal zu attackieren und schaffte es, mit einer knappen Körperlänge voraus als erster die Treppe zu erreichen. Die ersten Schritte, erschwert durch den Wasserwiderstand, fühlten sich an wie in Zeitlupe, dann endlich konnte ich loslaufen in Richtung Wechselzone. In der Wechselzone konnte ich nun meinen erst am Vortag beklebten Helm aufsetzen und mit dem Rad zur Aufstiegslinie huschen. Leider freute ich mich aus unerklärlichen Gründen zu sehr auf das Radfahren auf dem Weimarer City-Course und stieg zu früh auf, was uns eine Zeitstrafe von 10 Sekunden kostete. Auf dem Rad war ich direkt in meinen Schuhen und konnte sofort Abstand zu den anderen gewinnen. Diese arbeiteten gut genug zusammen, um nach kurzer Zeit wieder in meinen Windschatten zu gelangen. Als ich dann nach dem "Anstieg" und gefühlt 1000 Kurven kurz vor dem ersten Wendepunkt meine Schuhe zugemacht hatte, attackieren mich die anderen beiden, die immer noch auf den Schuhen standen. Ich konnte die Lücke bei knapp 10-20m halten und bei den Berg-auf-Passagen auch immer wieder Meter machen, trotzdem gelang mir der Anschluss an den zuckersüßen Windschatten der anderen nicht. Kurz vor dem in Ostdeutschland liebevoll genannten "Wechselgarten" musste ich meine Schuhe wieder öffnen und auf diese steigen und verlor wieder Zeit auf meine Konkurrenten, welche noch immer schelmisch auf den Schuhen standen. Der Dismount klappte besser als das Aufsteigen und ich ersparte unserem Team eine weitere Zeitstrafe. Das Rennrad in die Wechselzone geschoben und die Laufschuhe angezogen, wollte ich zur Laufstrecke laufen und lief los. Verwirrt durch eine euphorisch in die andere Richtung zeigende Helferin drehte ich mich wieder um und lief in die andere Richtung, bis mich eine andere Helferin wieder korrigierte und ich endlich auf die Laufstrecke gelang. Nach wenigen hundert Metern merkte ich langsam, wie ein schleichender Schmerz in der Milzregion mit jedem Atemzug und jedem Schritt immer stärker und stärker wurde. Bis ich endlich bei dem Tempo angelangt war, das dem Tempo einer gepanzerten Reptilie ähnelte. Nun endlich überholte mich auch der Letzte und ich hatte es geschafft, Noahs harte Arbeit zu vernichten. Unter stärksten Schmerzen schleppte ich mich in Zeitlupe in Richtung Ziel, wo Tobias schon sehnsüchtig auf mich wartete. Nach der Übergabe an Tobias war ich zu nichts mehr in der Lage, außer mich hinzulegen, meine Augen zu schließen und zu warten, bis ich endlich wieder normal Luft bekommen konnte.
Tobias: Dies war mein erstes Rennen in der 2. Bundesliga, daher war ich auch sehr nervös und gespannt, als ich als dritter Mann an der Startlinie stand.
Ich wusste, dass ich alles geben musste, um wichtige Punkte für das Gesamtergebnis zu holen. Viele Monate lang habe ich mit einer Schulterverletzung gekämpft, und dies war das erste Mal nach meinen Problemen, dass ich mich auf der Höhe fühlte. Daher war ich auch gespannt, ob meine Trainingsleistungen einen guten Start ins Rennen ermöglichen würden.
Ein solides Schwimmen ermöglichte es mir, ein kontrolliertes Radfahren zu absolvieren. Dies führte dazu, dass ich viel Zeit auf die Athleten vor mir gutmachen konnte. Danach konnte ich meine Stärke beim Laufen zeigen und Oli die bestmögliche Ausgangslage geben, um als letzter Starter unseres Teams noch mehr Zeit und Plätze aufzuholen.
Oli: Ich durfte als letzter des Teams starten und wusste somit aus den Erfahrungen der anderen sehr genau, was es zu beachten galt. Mit ca. 25 Sekunden Rückstand auf Platz 13 und 14 ging es ins Wasser, meine Schwäche, an den Bojen habe ich jeweils aufgrund meiner schlechten Bojentechnik sehr viel Zeit verschenkt. Somit vergrößerte sich der Abstand um weitere 5 Sekunden, bevor ich mich endlich dem technischen Radkurs, meiner Paradedisziplin, widmen konnte. Dort konnte ich die Zeit nicht nur wieder einholen, sondern sogar bis auf P13 vorfahren. Das anschließende Laufen war dann nur noch Willenssache und trotz einer 10 Sek Strafe konnte ich den Platz 13 noch ins Ziel retten. Ein vernünftiges Ende für einen schönen Wettkampftag. Das war einer der geilsten Wettkämpfe, unabhängig von meiner Leistung. Die Location und das Format haben super harmoniert, eine der anspruchsvollsten Radstrecken, die ich bisher fahren durfte und dann noch das schöne Schwimmbad. Das ist schwer zu toppen.
Die Teamleitungen Lena, Lukas und Lasse resümieren: Mit beiden Teamergebnissen sind wir zufrieden und sind mit den jeweiligen Aufstellungen in etwa so platziert gewesen, wie wir es erwartet haben. Auch wenn die Teams in der Tabelle ein paar Plätze verloren haben, sind wir sehr zuversichtlich, dass wir bei den zwei abschließenden Rennen im August nochmal angreifen können.
Das Damenteam rutscht in der Tabelle nur einen Platz nach unten. Aktuell belegen sie den 6. Platz. Sie sind zwar punktgleich mit Bonn, haben jedoch mehr Platzziffern gesammelt.Das Herrenteam liegt nun auf Platz 8 in Schlagdistanz nach vorne. Durch zwei grandiose Rennen zum Auftakt haben sie sich ein ordentliches Polster nach hinten verschafft.
- Hjørdis Mick, Emma Langer, Stina Mick, Alicia Stölting, Noah Garbers, Lukas Ulka, Tobias Skou, Oliver Nissen, Lena Schott
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